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Nur Fliegen ist schöner (Weiterer Horror für "Zwischendurch")
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Nur Fliegen ist schöner (Weiterer Horror für "Zwischendurch")
Literatur |
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Kurzgeschichten |
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Uwe_Timm |
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Allgemein |
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Nur Fliegen ist schöner...
George kletterte den Mauervorsprung mit letzter Kraft hoch, und blickte sich gehetzt um, aber es war keiner der Verfolger zu sehen. Ihm war schwindelig, und sein Herz pochte wild. Er musste sich langsam und vorsichtig auf den Vorsprung hinsetzen, und dabei nicht nach unten schauen, denn sonst wäre er vielleicht abgestürzt, und das würde aus dieser Höhe vom Dach eines Hochhauses mit über 30 Stockwerken nicht gerade gesund enden.
Langsam kam George wieder dazu seine Atmung zu kontrollieren und sich ein wenig zu regenerieren. Warum musste auch ihm immer so ein Mist passieren, dabei hatte er höllisch aufgepasst, das keiner etwas bemerkt, aber dann hatte einer dieser Mistkerle seine Hand berührt, und dadurch erkannt, das er nicht wie die anderen war. George hatte sich zwar präpariert, und über Gesicht und Hals eine Latexmaske gezogen, damit man nicht seine verräterischen Adern pochen sah, aber wie sollte er ahnen, das die Handschuhe, die er trug, durch einen dummen Zufall so versaut wurden, das er sie ausziehen musste.
Mittlerweile konnte George sich wieder ganz auf das Geschehene konzentrieren. Sein Herz schlug im Standard-Rhythmus und auch die Schwindelgefühle waren vorbei. Bei seiner körperlichen Bestandsaufnahme gab es außer ein paar Prellungen und Schürfwunden zum Glück keine weiteren Verletzungen zu bemerken. So nun zur Bestandsaufnahme des Desasters:
George ging wie jede Nacht auf die Jagd nach "Wesen" aus dem "Schattenreich". Neben Vampiren, Ghouls, Hexen und Dämonen, jagte er eigentlich alles und jeden, der den Menschen gefährlich werden konnte. Er hatte einen Tip bekommen, der sich mit den Meldungen in den Tageszeitungen deckte: In einer Bar am Stadtrand sollen sich ein paar junge gierige Blutsauger herumtreiben. In den Zeitungen wurden in den letzten Tagen immer wieder Berichte über seltsame Morde mit einer Axt veröffentlicht. Dabei hätte eigentlich jedes Mal eine Menge Blut zu sehen sein müssen, doch außer vereinzelten kleineren Lachen und einigen Tropfen gab es kein Blut. Das hatte bei George schon die Alarmglocken klingeln lassen.
Als Vorbereitungen für seinen "Job" hatte George wie immer eine seiner Latexmasken übergestülpt und Handschuhe angezogen, einmal, damit man ihn nicht erkennt und außerdem um Vampiren und ähnlichem "Gesocks" nicht von vornherein zu signalisieren: "Hier ist Futter für Euch!" An Equipment hatte George in seinem Gürtel mit Holster und Pistole zusätzliche Ampullen mit Weihwasser, die leider manchmal schon zu Bruch gingen, bevor sie zum Einsatz kommen. Außerdem das obligatorische Kreuz aus Silber an einer Kette um den Hals und unter seinem Mantel auf dem Rücken verborgen eine kleine, aber sehr effektive Armbrust mit etwa vierzig Bolzen aus Eichenholz, wovon etwa die Hälfte eine versilberte Spitze hatten. Fast wie im Mittelalter, möchte man denken, doch diese Armbrust hatte einen Riesenvorteil gegenüber modernen Fastfeuerwaffen: Sie war tödlich leise...
Tja, mit dieser Ausrüstung hatte George sich auf den Weg zur Bar gemacht, doch leider kam alles anders, als er dachte. Als er das Taxi etwa 100 Meter vor der Bar verließ, kam ihm ein total besoffener Mann entgegen, der direkt in seine Arme stolperte. Als er ihn auf dem Gehsteig mit unter den Armen des Betrunkenen verschränkten Händen in Richtung Hausmauer zog, um ihn dort abzusetzen, kotzte ihm der den Inhalt seines Magens auf die Handschuhe. "Prima", dachte George, "das fängt ja richtig toll an." Er setzte den Betrunkenen an der Mauer ab und zog dann seine Handschuhe aus. Damit war die Nacht eigentlich gelaufen, denn ohne Handschuhe wollte George nicht weitermachen. Das hatte seine Gründe, denn er wollte weder Fingerabdrücke für die überforderte Kriminalpolizei hinterlassen, noch irgendwie sonst auffallen. Doch dann hörte er einen markerschütternden Schrei aus Richtung Bar: Eine Frau schrie in Todesangst...
George handelte fast automatisch. Er spurtete Richtung Bar und ließ dabei unterwegs die Handschuhe einfach fallen. Neben der Bar führte eine schmale Gasse zum Hinterhof. Von dort war in dieser ruhigen Nacht ein Stöhnen und Gelächter zu hören. George vergaß in dieser Nacht aus irgendeinem Grund fast alle Vorsicht, nahm zwar die Pistole in die Hand, aber alles weitere verlief intuitiv. Er bog um die Ecke und sah im Licht einer trüben Notausgangsleuchte den Hinterhof im gespenstischem Halbdunkel. Dort standen etwa zehn Gestalten um eine am Boden liegende Gestalt herum. Das Blatt einer Axt blinkte im Licht auf. Was jetzt passierte, ist kaum in Worten zu beschreiben: Aktion und Reaktion. Die Gestalten bemerkten George im selben Augenblick, als er um die Ecke kam, und setzten sich in seine Richtung in Bewegung. Einer von Ihnen, der George am nächsten stand, wollte ihm die Pistole aus der Hand schlagen, streifte ihn aber nur. Daraufhin begann die Gestalt zu brüllen: "Gorderup!!! Gorderup!!!" Die anderen stimmten ein und George schoss den drei am nächsten stehenden in den Kopf, doch keine Reaktion.
Was waren das nur für Gestalten, sie sahen menschenähnlich aus, doch kein Mensch hätte diese Kugeln überlebt. Er nahm ein paar von den Weihwasser-Ampullen und warf sie den nächsten ins Gesicht. Auch das zeigte keine Wirkung. Verdammt noch einmal, was waren das für Typen? George konnte sich darüber erst einmal keine weiteren Gedanken machen, denn wenn er jetzt nicht die Beine in die Hand nahm, würden sie ihn erwischen und was dann? Er machte also auf dem Absatz kehrt und sprintete die Gasse hoch, Richtung Straße. Dabei lud er die Pistole mit einem neuen Magazin, das Keuchen der Gestalten im Nacken.
Er rannte weiter in die Richtung, aus der er gekommen war, und sah auch schon den Betrunkenen, der immer noch an der Hauswand lehnte. Mist, jetzt hatte er diesen armen Wicht auch noch in Gefahr gebracht. Er drehte sich im Laufen um, die Gestalten waren nur etwa 10 Meter hinter ihm. Verflucht, George konnte nicht sich und den Betrunkenen retten, also rannte er an dem armen Teufel vorbei und sah etwa 100 Meter weiter die Leuchtreklame eines Hotels blinken. Er stolperte und fiel auf die Knie, "Autsch!". George rappelte sich wieder hoch und drehte sich dabei um, die Gestalten hatten bei dem Betrunkenen Halt gemacht. Nichts wie weg, er rannte weiter Richtung Hotel, denn dem Kerl war nicht mehr zu helfen. Am Eingang des Hotels sah er sich nochmals um, doch er konnte außer einem schemenhaften Knäuel, das die Gestalten beim Betrunkenen sein mussten, niemanden sehen. Er betrat das Foyer, und rannte Richtung Fahrstuhl. Der Portier schaute ihm gelangweilt hinterher. Er nahm den Fahrstuhl bis zum 32. Stock und stieg aus. Am Ende des Gangs befand sich eine Tür mit einem Schild Notausgang. George rannte dorthin, stieß die Tür auf und nahm die Treppe nach oben zum Dach des Hochhauses. Die Tür war abgeschlossen. Mist, George nahm die Pistole und schoss sich ohne weiter nachzudenken den Weg frei. Er rannte weiter Richtung Dachrand, der von einer kleinen Mauer umgeben war.
So etwas war ihm noch nie passiert, wer waren diese Gestalten? George dachte: "Jetzt sitze ich hier auf dem Rand des Daches eines Hochhauses, und dort unten machen ein paar Freaks die Straßen unsicher. Eigentlich war es sein "Job", diese Gestalten von der Straße zu holen, doch diesmal hatte er wohl wirklich einen Griff ins Klo gemacht!" Kein Mensch schien ihm gefolgt zu sein, auch keine der Gestalten. Doch nach einigen Minuten, die George mit Grübeleien verbrachte, hörte er Schritte aus dem Treppenhaus. Was nun? Pistole witzlos, genauso wie Weihwasser, Sollte er seine Armbrust benutzen? Das schien auch keinen Sinn zu machen. Sein ganzer Körper war wieder unter höchster Anspannung. Er sah das Licht einer hellen Taschenlampe durch die Tür scheinen. Dann blendete ihn der Kegel der Taschenlampe und er sah mit blinzelnden Augen zwei Polizisten in ihren Uniformen, die riefen: "Hände hoch! Aufstehen! Aufstehen! Steh' endlich auf! Aufstehen! Steh auf! Es ist schon 9 Uhr und die Sonne scheint!!!
George blinzelte und langsam realisierte er, was los war. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, Mary hatte die Vorhänge zurückgezogen und lächelte ihn mit ihrem süßen Mund an. Er hatte nur geträumt. Wahnsinn, was manchmal so im Unterbewusstsein eines einfachen Angestellten abläuft...
Uwe Timm
Anlass:
Spass
Ort:
Oldenburg, Niedersachsen, Deutschland
Verfasst am:
30.04.2006
Copyright:
Uwe Timm
Nur für Presse?:
NEIN
Bewertungen: 2 | Gesamtpunkte: 18 | Punkte-Durchschnitt: 9,00
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