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Kiew und zurück
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Kiew und zurück
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2006 besuchte ich zum 1. Mal ein Land, das für jemand, der im sog. Westen aufgewachsen ist, eher unbekannt ist. Viel hatte ich gehört, meist doch Negatives. Ich wagte die Fahrt allein mit dem PKW und habe das nicht bereut.
Allerdings gibt es eine Reihe von Erlebnissen, die ich so sicher hier nicht gehabt hätte. Das begann beim Grenzübertritt von Polen in die Ukraine. Ein Soldat spielte sich als großer Macher auf noch bevor ich an irgendeiner Kontrolle war. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich kein russisch spreche und verstehe. Er wurde nur noch lauter. Gott sei Dank eilte mir ein Mann zu Hilfe, der dann dolmetschte. Was der Soldat eigentlich wollte? Geld? Jedenfalls winkte er mich irgendwann wütend weiter. So ist Vieles in diesem einzigartigen Land. Es sind Erwartungen da aber auch Unvermögen, diese zu formulieren. Es sind Hoffnungen da, aber auch Bindungen, die hindern und vereiteln. Ob es vorwiegend materialistische Hoffnungen sind, die aus der Vorstellung herrührt, die die Menschen dort vom Wohlstand in Westeuropa haben?
Die Straßen: Es ist Vieles geplant und teilweise realisiert. Allerdings ist immer damit zu rechnen, dass der Zustand mitunter katastrophal ist, dass Baustellen nicht beschildert und gesichert sind, wie etwa in Deutschland. Die Währung ist der Griwma. Der Umtauschkurs zum Euro ist an den Dollar gekoppelt. Dadurch ergab sich im Vergleich von 2006 und 2007 zu 2008 ein Plus von etwa 15% für den Euro.
Sozial und damit meine ich zunächst finanziell, ist die Situation im Land sehr unterschiedlich. Beinahe kapitalistische Zustände herrschen, wenn man den alten Lada mit festgebundener Heckklappe und Kunststoff verklebter Scheibe sieht und im nächsten Augenblick der neue Porsche Cayenne oder die großen deutschen Nobelkarrossen an Einem vorbeirauschen. Aber es gibt auch den Audi 100, Baujahr 1978, dessen Stoßdämpfer keinerlei Wirkung mehr haben, und der nach einer Bodenwelle kaum mehr zu lenken ist.
Ein Rentner muß mit durchschnittlich 35 Euro im Monat auskommen. Brot ist billig, Milch und Butter liegen bei etwa 70 bis 80% des Preises wie bei uns. Viele sind darauf angewiesen, einen Garten zu haben, oder Tiere, wie etwa eine Kuh, Hühner usw. um über die Runden zu kommen.
Für mich war es ein sehr beeindruckendes Erlebnis, an einem sonnigen Sonntagmorgen Anfang September 2006 zum ersten Mal in dieses Land hineinzufahren, die Menschen zu sehen beim Anbinden der Kühe gleich neben der sog. Autobahn, an der wiederum alle paar km ein Kreuz darauf hindeutet, dass hier jemand bei einem Unfall ums Leben kam. Die Gewalt des LKW-Verkehrs ist regelrecht fühlbar.
Für jemand der die Sprache nicht spricht, wobei das Land versucht Zweisprachigkeit zu praktizieren, und die Schrift nicht lesen kann, ist es ein Abenteuer, sich in dem Land zu bewegen.
Dann ist es schon möglich, dass man in einer Stadt wie Kiew mit gut 2,2 Mio Einwohnern, irgendwann nicht mehr weiss, wo man sich befindet. Wer darauf hofft, dass Deutsch oder Englisch gesprochen wird, sieht sich enttäuscht. Junge Leute lernen meist Englisch und das auf sehr moderne Weise.
Ziel meiner Reise war ein Hilfswerk mit Sitz in Kiew. Die Aufnahme dort war sofort herzlich, die Atmosphäre familiär. Das hatte mit unserem gemeinsamen Glauben an Gott und Jesus Christus zu tun, von dessen Gnade wir uns abhängig wissen.
Kiew ist bereits eine sehr westlich geprägte Stadt. Einmalig schöne alte Bauten, eine Vielzahl von Parks prägen das Bild der Stadt, die mich stark an Paris erinnert. Vergleichsweise sauber, zahlreiche sehr aufwendig erhaltene Klöster und Kirchen, ein großes kulturelles Angebot, das kennzeichnet diese Stadt. Viele glauben an den Erzengel Michael als den Schutzheiligen. Die Stadt liegt zu beiden Seiten des Dniepr, der eine beeindruckende Größe hat für jemand, der Rhein oder Mosel gewöhnt ist. Unübersehbar, dass irgendwie ziel- und planlos neu gebaut wird. Preise wie in Frankfurt oder München sind in Kiew normal.
Fortsetung? Folgt vielleicht. Bilder auch.
Anlass:
Besuch eines Landes und der Hauptstadt
Ort:
Kiew
Verfasst am:
12.11.2008
Copyright:
Friedrich-K. Bartels
Bewertungen: 1 | Gesamtpunkte: 9 | Punkte-Durchschnitt: 9,00
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